Warum tue ich nicht, was mir gut tut? Die Antwort bei chronischem Stress – und wie Kinesiologie hilft
- Benjamin Karrer
- 22. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 23. Aug.
Kennen Sie das? Sie wissen genau, was Ihnen gut tun würde: regelmässige Bewegung, gesunde Ernährung, Pausen oder eine Entspannungsübung. Doch stattdessen finden Sie sich am Abend auf dem Sofa wieder, erschöpft, frustriert und mit dem Gefühl, in einer Endlosschleife gefangen zu sein. Sie fragen sich vielleicht: Warum kann ich nicht einfach tun, was gut für mich ist?
Wenn Sie mit chronischen Beschwerden leben, ist dieses Gefühl der Lähmung und des Stillstands ein zermürbender Begleiter. Die gute Nachricht zuerst: Es liegt möglicherweise weniger an Ihrer mangelnden Willenskraft als an der widerspenstigen Funktionsweise unseres Gehirns. Und die noch bessere Nachricht: Wenn wir verstehen, wie unser Gehirn tickt, können wir lernen, mit ihm zu arbeiten, anstatt gegen es zu kämpfen.

Das «Warum»: Ein wissenschaftlicher Blick auf die innere Bremse und Stress
Die Neurowissenschaftlerin Dr. Emily Falk beschreibt ein Phänomen, das für Menschen mit chronischen Leiden von zentraler Bedeutung ist. Unser Gehirn besitzt ein Bewertungssystem. Dieses System hat eine klare Vorliebe: Es liebt sofortige, greifbare Belohnungen. Für Ihr Gehirn ist die unmittelbare Erleichterung durch Ausruhen auf dem Sofa eine viel stärkere Belohnung als das abstrakte, ferne Ziel von «in drei Monaten weniger Rückenschmerzen». Ihr zukünftiges, gesünderes Ich ist für Ihr Gehirn wie ein entfernter Bekannter – wichtig, aber nicht dringend.
Der Teufelskreis: Wie chronischer Stress die Bremse noch fester anzieht
Chronische Beschwerden bedeuten im Regelfall auch chronischen Stress. Dieser Stress versetzt Ihr Nervensystem in einen ständigen Alarmzustand («Kampf- und Fluchtmodus») und lähmt die Fähigkeit, klare, zukunftsorientierte Entscheidungen zu treffen. Das Ergebnis ist der Teufelskreis, den Sie so gut kennen: Der Stress führt zu Untätigkeit, die Untätigkeit zu Frust und schlechtem Gewissen, was wiederum neuen Stress erzeugt. So wird die Bremse immer fester angezogen.
Der Ausweg: Ihr Gehirn zu Ihrem stärksten Verbündeten machen
Wir kämpfen nicht gegen die Bremse an, sondern lösen sie sanft und gezielt. Wir nutzen das Wissen über das Gehirn, um es wieder für Sie arbeiten zu lassen.
1. Stress abbauen, Raum schaffen
Der erste und wichtigste Schritt ist, den chronischen Stress im Nervensystem zu reduzieren. Durch sanfte kinesiologische Techniken wie Stressabbaupunkte helfen wir Ihrem Körper, aus dem Alarmmodus herauszufinden. Erst wenn das System zur Ruhe kommt, entsteht wieder der mentale Raum, um neue, gesunde Entscheidungen überhaupt in Betracht zu ziehen.
2. Ihre wahren Ziele wiederentdecken
Im Strudel der Beschwerden geht oft das verloren, was uns im Leben wirklich antreibt. Was ist Ihr persönliches «Warum»? Wofür möchten Sie wieder Energie haben? Im kinesiologischen Gespräch und mittels Muskeltest finden wir gemeinsam diese tiefen, echten Motivatoren. Ein klares Ziel, das von Herzen kommt, ist für Ihr Gehirn eine weitaus stärkere Belohnung als jedes kurzfristige Verlangen.
3. Kleine Erfolge, die doppelt zählen
Wir konzentrieren uns auf «doppelte Gewinne»: Handlungen, die sich sofort gut anfühlen und Sie langfristig weiterbringen. Eine kinesiologische Balance ist ein perfektes Beispiel: Sie spüren eine unmittelbare Erleichterung und Entspannung (Belohnung jetzt) und stärken gleichzeitig Ihr System für die Zukunft (sinnvolles Ziel).
4. Die Kraft der Verbindung und konkreter Pläne
Sie müssen diesen Weg nicht alleine gehen. Die Kinesiologiesitzung ist eine Form der «sozialen Belohnung», die Ihr Gehirn motiviert. Gemeinsam schmieden wir konkrete, für Sie passende «Wenn-Dann»-Pläne, die den Alltag erleichtern. Zum Beispiel: Wenn ich morgens aufstehe und es nicht regnet, dann steige ich 3 Tramstationen vor dem Ziel aus und gehe zu Fuss. So wird aus einem vagen Vorsatz eine greifbare, einfache Handlung.

Ihr erster Schritt aus dem Stillstand und Stress
Veränderung bei chronischen Beschwerden fühlt sich oft an wie ein Kraftakt. Dabei geht es im Kern um Umdenken und Neuprogrammierung. Es geht darum, Ihrem Gehirn wieder zu zeigen, dass sich gesunde Entscheidungen gut anfühlen können – nicht erst in ferner Zukunft, sondern genau jetzt.
Wenn Sie bereit sind, die Bremse zu lösen und wieder ins Handeln zu kommen, begleite ich Sie fachkundig auf diesem Weg. Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, welche kleinen Schritte für Sie die grösste Wirkung haben.
Kontaktieren Sie mich für eine Erstsitzung in meiner Praxis in Urdorf und beschreiten Sie Ihren Weg zu mehr Wohlbefinden und Lebensfreude.
Zwei Fragen zur Reflexion für Sie:
Die Suche nach dem «doppelten Gewinn»: Welche winzige Kleinigkeit könnten Sie heute noch für sich tun, die sich jetzt sofort gut anfühlt (z.B. 5 Minuten Ihren Lieblingstrack hören) und gleichzeitig ein kleiner Schritt in Richtung zur Beruhigung des Nervensystems zu gehen?
Ihr persönlicher «Wenn-Dann»-Plan: Denken Sie an eine typische Situation, in der Sie blockiert sind. Können Sie einen einfachen «Wenn-Dann»-Satz formulieren, der Ihnen helfen könnte? (z.B. Wenn ich merke, dass ich seit einer Stunde auf dem Sofa sitze, dann stehe ich auf und strecke mich für eine Minute am offenen Fenster)
Erhalten Sie die besten Gesundheits-Tipps - im Newsletter:
Quellen und weiterführende Literatur
In Anlehnung an Essay von Neurowissenschaftlerin Dr. Emily Falk «Here Is the Science of Why You Doomscroll», erschienen am 06.07.25 in der New York Times.
Emily Falk ist Professorin an der University of Pennsylvania und Autorin von «What We Value: The Neuroscience of Choice and Change».
Link zum Buch in der Buchhandlung Scriptum in Dietikon/ZH (https://www.buchhandlung-scriptum.ch/search?adv=true&cid=0&mid=0&vid=0&q=What%20We%20Value%20The%20Neuroscience%20of%20Choice%20and%20Change&sid=true&isc=true)


